Zusammen – Kampfgeist statt Abstieg!

Es war wieder einmal verdammt lange ruhig hier. War das zunächst noch mit Frust zu erklären, ist es zuletzt eher Aberglaube gewesen, der dafür gesorgt hat, dass es hier ziemlich ruhig war. Zweiteres ist übrigens auch der Grund, warum der Kommentar zum Winter-Trainingslager immer noch irgendwo in der Pipeline schlummert und wahrscheinlich als Lückenfüller in der Sommerpause herhalten muss. 

Aber das soll hier nur eine Randnotiz sein. Lange musste ich mich mit diversen Geschichten der letzten Wochen und Monate zurückhalten, was ihr jetzt in geballter Ladung zu lesen bekommen werdet. Da es jetzt nicht unbedingt zu meinen Stärken gehört, mich kurzzufassen, entschuldige ich mich schon mal im Voraus für die Überlänge. Zu meiner Verteidigung: Es muss quasi eine komplette Rückrunde in diesen Text passen… oder genau genommen die Spiele, die uns zum mittlerweile schon sicheren Klassenerhalt verholfen haben. Die waren zwar zusammengenommen recht überschaubar, aber aufgrund des Zeitpunkts und der Art und Weise umso emotionaler und erwähnenswerter. Aber von vorn: 

Vorgeschichte

Die ist schnell erzählt. Hansa ist im allseits gefürchteten schweren zweiten Jahr nach dem Aufstieg angekommen. Insbesondere die Tatsachen, dass John Verhoek sein Sahnejahr scheinbar nicht wiederholen kann und dass es nicht gelungen ist, einen Spieler wie Hanno Behrens zu ersetzen, machen sich langsam bemerkbar. Auf einem Nichtabstiegsplatz stehend und eigentlich völlig ohne Not bekommt man in Rostock zwei Spieltage vor der Winterpause plötzlich die beste Idee seit langem. Statt Ergebnisfußball, bei dem die Mannschaft vor allem mit kämpferischer Leistung überzeugt, soll es auf einmal schöner, ansehnlicher Fußball sein. Aus den Spielen gegen Braunschweig und Nürnberg holt man vier Punkte und es sieht so aus, als würde sich der Trainerwechsel bezahlt machen. 

Nach der Winterpause geht es dann los. Die Niederlagen gegen Heidenheim, den HSV und Darmstadt folgen ein und demselben Muster. Der eigentlich überlegene Gegner lässt uns bis zur 80. Minute mitspielen und in dem Glauben, irgendwas reißen zu können, um dann in den letzten Minuten, wenn bei uns die Puste ausgeht, einen Gang höher zu schalten und noch schnell die Bude(n) zu machen. Der zwischenzeitliche Sieg gegen Bielefeld täuscht da mal kurz darüber hinweg, dass wir vor allem offensiv einfach nichts auf die Kette kriegen. Das Ergebnis dessen und des viel zu späten erneuten Trainerwechsels ist dann, dass wir nach dem 28. Spieltag auf dem vorletzten Platz stehen und zwei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, sogar vier auf das rettende Ufer haben. Der eine oder andere fing aus der Verzweiflung heraus sogar schon an, sich Auswärtsfahrten nach Verl oder zu Freiburg 2 schönzureden.

Doch was nach diesem 28. Spieltag kommen sollte, war einfach nur Wahnsinn.

29. Spieltag – Heimspiel Fürth

Es war eines dieser Spiele, die wir in den harten Drittligajahren auch immer mal wieder hatten. Dieses eine Spiel, bei dem man beim morgendlichen Weckerklingeln überlegt “will ich das wirklich?”. Die Motivation, aufzustehen, war an diesem Tag die Tatsache, dass es der erste wirklich sonnige und warme Tag des Jahres werden sollte. Mit dem frühen Zug ging es direkt nach Warnemünde an den Strand. Dort wollte ich mir eigentlich bei einer Capri Sonne ein bisschen Mut fürs Spiel antrinken. Das ging aber beinah nach hinten los, denn mit jeder Minute in der Sonne wurde die Stimme lauter, die diese Frage stellte: “Will ich das wirklich? Vor allem, wenn das hier die Alternative ist?”. Von Wollen konnte jetzt nicht wirklich die Rede sein und trotzdem gab ich schweren Herzens meinen Sonnenplatz am Strand auf, um ihn gegen einen Schattenplatz im Stadion zu tauschen. Und da war irgendwas anders, als in den letzten Wochen und vor allem anders, als man es erwartet hätte. Irgendwie lag etwas in der Luft, das den Eindruck erweckte, dass jeder diese “Heute klappt es!”-Einstellung hatte. Schon weit vor Anpfiff versammelte sich alles auf der Tribüne, um dieses Gefühl auch an die Mannschaft weiterzugeben. Trotz der Umstände entwickelte sich in dem Spiel eine Lautstärke, die man bis dahin im Laufe der Saison selten erlebt hat. Die Mannschaft ließ sich davon anstecken und machte tatsächlich eins der besseren Spiele seit langem. Symbolisch für den Aufschwung, der nach dem Spiel folgen sollte, war das 1:0 von Nils Fröling an diesem Tag. Es passt einfach, dass der Treffer nicht aus einem Gewühl heraus oder durch ein 1vs1 mit dem Torwart fiel. Nein. Der Treffer musste genau so fallen, wie er gefallen ist. Dieser Schuss, frei nach dem Motto “Zur Not schieß ich den Torwart mit rein” wird für mich immer sinnbildlich sein für das regelrechte Wunder, das wir in den fünf Spielen kurz vor Ende der Saison vollbracht haben.

Nach dem Spiel schallte bei allem Jubel der für schwere Zeiten prädestinierte Klassiker “Wenn wir zusammengehn, wenn wir zusammenstehn, werden wir niemals, niemals untergehn!” durch das Stadion und ich glaube, es gab kaum jemanden unter den 24.000 anwesenden Hansafans, der dabei keinen Kloß im Hals oder zumindest leicht glasige Augen hatte.

30. Spieltag – Kaiserslautern auswärts

Das Spiel gegen Fürth hatte bei mir einige Spuren hinterlassen. Meine aufgrund des schönen Wetters doch recht euphorische Wahl der Kleidung sorgte dafür, dass ich in der Woche darauf mal richtig am Ar*** war. So, wie sich das gehört, war ich aber pünktlich zum Wochenende wieder fit, was auch wirklich nötig war. Es stand eine der weitesten Fahrten des Jahres an und alles Theater drumherum sollte sich bezahlt machen. Noch am Vorabend ging es los und nachdem ich dann auch planmäßig am Ostkreuz zugestiegen war, war die Gäääng auch fast komplett. Einige hatten es sich in den Kopf gesetzt, die Strecke per WET zurückzulegen. Ich werde jetzt noch beim bloßen Gedanken daran einfach nur müde. Respekt an die Jungs. Der Großteil entschied sich für die landschaftlich schöne ICE-Strecke. Mit Zwischenhalt an der Heimspielstätte der Krefeld Pinguine von Köln und einigen anderen Metropolen führte uns der Weg nach Kaiserslautern, wo man es direkt mit leicht überforderten, wenig sprechenden und schlecht informierten Polizisten zu tun bekam. Vor dem Spiel wurde der Haufen auf einer Straße zusammengepfercht, die scheinbar nicht einmal abgesperrt war, sodass man beinahe noch von überforderten Autofahrern über den Haufen gefahren wurde. Mit dem Argument “Das Spiel geht doch erst 14 Uhr los, da ist noch viel Zeit” versuchte man (seltsamerweise vergeblich) die immer unruhiger werdende Meute zu beruhigen. Erst, als dann beim Dosen-Fußball wieder diverse Schienbeine nur knapp einem Bruch entgehen konnten, ging es dann irgendwann mal los. Wahrscheinlich aber nur, um schlimmere Verletzungen unter den anwesenden Hansafans zu verhindern. Apropos Fußball. Der wurde übrigens auch gespielt. Unser F.C. Hansa hielt mal wieder die Null und vorne half der Pröger. Schön zu sehen, dass auch er zum richtigen und wichtigen Zeitpunkt wieder trifft. Bezeichnend für das ausgerufene Motto “Kampfgeist statt Abstieg” war an diesem Tag neben Rick van Drongelen, der trotz Brummschädel und Platzwunde noch lange durchhielt, eine Aktion von Kevin Schumacher, der mit einem Sprint über die Diagonale des Spielfelds und anschließendem Tackling einen gefährlichen Konter der Lauterer verhindern konnte. Der Jubel über diese Szene oder auch über die Abseitsentscheidung nach dem vermeintlichen Lauterer Ausgleich sind im Nachhinein schwer zu beschreiben. Sie verdeutlichen aber auch wieder, wie viel für uns auf dem Spiel stand. Irgendwann hatte der Schiri dann auch mal eingesehen, dass es für Lautern nichts mehr werden sollte und pfiff das Spiel endlich ab. Zu diesem Zeitpunkt ein Stück weit “Zusatzpunkte” im Kampf gegen den Abstieg. Die nahmen wir aber gern mit. Als “Marschlied” für den Rückweg zum Bahnhof wurde dann die Jahresuhr auserkoren, was für einige verwunderte Gesichter auf Seiten der Heimfans sorgte. 

Der Heimweg gestaltete sich dann zunächst deutlich unentspannter, als gedacht. Von Seiten der Sicherheitskräfte war man zur Abwechslung mal wieder davon ausgegangen, dass alle nach Rostock müssen und ließ die Zugfahrer deshalb ohne jegliche Information vor dem Bahnhof warten, bis die letzte mögliche S-Bahn zum pünktlichen Erreichen des Zuges in nach Hamburg einfuhr. Erst, als es dann auf dem Weg nach Mannheim Probleme aufgrund einer Streckensperrung gab, wurden sie auf einmal nervös. Im dümmsten Fall hätte man jetzt nämlich plötzlich eine ganze Horde Hansafans in der Nacht auf irgendeinem Bahnhof stehen gehabt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie wollte das keiner. In der plötzlich aufkommenden Hektik stellte sich dann ganz überraschend heraus, dass nicht alle in Richtung Hamburg bzw. Rostock mussten. Sachen gibts. Aber wir sind ja hilfsbereit und um den mit der Situation etwas überfordert wirkenden Kräften aus dem Schlamassel zu helfen, wurde kurzerhand eine neue Möglichkeit gefunden, pünktlich nach Mannheim zu gelangen. Danke nochmal für nichts, an dieser Stelle. Die weitere Rückfahrt verlief dann recht entspannt, was wohl auch der aufkommenden Müdigkeit geschuldet war. Während einige noch das Bordbistro leer tranken, räumten andere die Gepäckablage um, um dort das wohlverdiente Nickerchen zu halten. Eine lange, aber wieder mal schöne Fahrt, die sich auch endlich mal wieder sportlich gelohnt hatte, endete mit der Erkenntnis: Hansa lebt! Oder wie einige nach dem Spiel beim Blick auf die Tabelle forderten: Sofortiger Saisonabbruch!

31. Spieltag – Heimspiel gegen Regensburg

Im Gegensatz zum letzten Heimspiel hatte sich das Wetter ganz schön gewandelt. Es war arschkalt und irgendwie huschte auch immer mal der eine oder andere Tropfen runter. Das Getränk der Wahl für den Mut vor dem Spiel war diesmal ein warmer Kakao, der wirklich Wunder bewirkte. Und ich glaube, dass die Mannschaft in der Kabine auch den einen oder anderen Kakao geschlürft hat. Mit deutlich weniger Zittern, aber mit nicht weniger Kampfgeist konnte die Mannschaft das Spiel zu unseren Gunsten entscheiden und somit einen Konkurrenten um den Relegationsplatz, den wir ein paar Wochen zuvor noch mit Kusshand genommen hätten, distanzieren. Da gleichzeitig Bielefeld verlor, konnten wir uns sogar ein kleines Polster von vier Punkten auf eben diesen Relegationsplatz erarbeiten. Der Gedanke an die kommenden Duelle gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf sorgte aber dafür, dass der Fokus direkt auf die nächsten beiden Spiele gelegt wurde.
Alle nach Sandhausen und Nürnberg!

32. Spieltag – Sandhausen auswärts

Abgesehen von der katastrophalen Einlasssituation in der vergangenen Saison kann man als Gästefan über Sandhausen eher wenig Schlechtes sagen. Der Punkt, dass sie als Gäste nun mal absolut unattraktiv für die Liga sind, lässt sich zwar nicht bestreiten, dennoch kann man sich die Frage stellen, ob das unbedingt besser wird, wenn in der nächsten Saison dann stattdessen Elversberg in die Liga rutscht. Aber lassen wir das. Wie immer ging es in erster Linie um Hansa und da kann man auch schon mal für ein Freitagsspiel viel zu früh aufstehen. Nach entspannter Zugfahrt (Sind Deutschlandtickets jetzt eigentlich im Flixtrain gültig? Frage für nen Freund) erreichten wir unser Ziel sogar mal planmäßig, sodass noch genug Zeit bis Anpfiff war. Nach einer kurzen Märchenstunde ging es dann an die Nahrungsbeschaffung und anschließend in Richtung Stadion. Das Thema Nahrungsbeschaffung gestaltete sich insofern schwierig, weil einige einheimische Polizisten wohl etwas irritiert über den Haufen waren, der für einen unerwarteten Ansturm an der örtlichen Imbissbude sorgte. Aufgrund der nicht zu überwindenden Sprachbarriere wurde der Versuch der Kontaktaufnahme von Seiten der Eingeborenen ohne weitere Erfolge beendet. Bisschen bockig waren sie zwar noch, ergaben sich aber ihrem Schicksal, nichts über die Bande herausgefunden zu haben. 

Bezogen auf das Spiel hielt sich die Nervosität recht lange in Grenzen. Abgesehen von der brenzligen Anfangsphase hatte ich irgendwann das Gefühl, dass uns heute nichts passieren könnte. Mit einem ungewohnt entspannten 2:0 ging es in die Pause und auch in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel schien es nur eine Formsache zu sein, wann wir das dritte Tor und damit den Sack zumachen. Gerade, als ich dachte “Jetzt nur nicht durch eine Unachtsamkeit den Anschluss fressen, sonst wird das hier richtig eklig”, passierte genau das.

Nach dem Anschlusstreffer lief irgendwie nichts mehr zusammen und es war irgendwie klar, dass noch was passieren musste. Und es passierte. Sandhausen erzielte den vermeintlichen Ausgleichstreffer und beim Blick durch den Block sah man ratlose Gesichter, die sich alle fragten: „Wie zur Hölle haben wir jetzt die zwei Tore bekommen?”. Doch plötzlich ging aus dem Nichts die Tormusik aus und es gab große Diskussionen auf dem Platz. Da war doch tatsächlich ein Sandhäuser mit der Hand am Ball und der Schiri hat es auch noch gesehen. Es geschehen tatsächlich noch Wunder. Ausgleichende Gerechtigkeit, wenn man da an die eine oder andere Szene aus dem Hinspiel denkt. Fast im direkten Gegenzug hätte man den Sack dann auch fast schon zumachen können, entschied sich aber dafür, es weiter spannend zu machen. Zu unserem Glück standen sich die Spieler der Gastgeber bei den wenigen gefährlichen Aktionen selbst im Weg oder kloppten den Ball völlig ohne Not weg, anstatt ihn einfach ins Tor zu schieben. Und wenn mal ein Zeichen gesetzt werden musste, dann musste halt auch mal der Spielaufbau mit ner Monstergrätsche gestört werden. Genau so funktioniert AbstiegsKAMPF!

Nach dem Spiel gabs noch einen kleinen Gruß in Richtung Berlin und mit dem guten Gefühl, vorgelegt zu haben, ging es nach Hause. 

Die restlichen Ergebnisse sorgten allerdings nicht für die erhoffte Erlösung. Zwar ließen Nürnberg und Braunschweig Punkte liegen, allerdings ergaunerte sich Bielefeld in der 7. Minute der Nachspielzeit die drei Punkte gegen Kaiserslautern und verhinderte damit den vorzeitigen Klassenerhalt.

33. Spieltag – Klassenerhalt in Nürnberg

Was hier mit dem Titel fast schon nüchtern beschrieben wird, war in Wirklichkeit eine Achterbahn der Gefühle, die sich quasi mit der aus dem Aufstiegsspiel gegen Lübeck auf eine Stufe stellen lässt. Und um eine Parallele zu diesem Spiel zu ziehen: Wieder war es ein Unentschieden, das uns den Arsch retten sollte.

Wenn man sich die Rückrunde mal so anschaut, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass uns Sonntagsspiele überhaupt nicht liegen. Da war es denkbar schlecht, dass ausgerechnet dieses wichtige Spiel mal wieder an einem Sonntag angesetzt wurde. Was schon deswegen eine Frechheit ist, weil die letzten beiden Spieltage ohne Wenn und Aber gleichzeitig angesetzt gehören. Punkt. Soviel erstmal dazu. Die Konkurrenz, allesamt am Vortag aktiv, meinte es wieder einmal nicht gut mit uns und so mussten wir es also doch selbst regeln. Der Optimist dachte sich wahrscheinlich: Wir haben zwei Spiele, um mit unserer aktuell gut aufgelegten Mannschaft einen Punkt zu holen. Der Realist sagte: Bitte nicht wieder so ein letzter Spieltag, wie damals in Dresden!

Das Spiel selbst war eine einzige Qual. Auch die zwischenzeitliche Erleichterung hielt Dank VAR nicht lange an. Es gab für dieses Spiel nur zwei mögliche Szenarien. Entweder feiern wir oder die anderen. Wir hatten jedoch den Vorteil, dass die anderen dafür ein Tor brauchten. Und wenn wir eines in den letzten Wochen als große Stärke ausmachen konnten, dann war es das Verteidigen des eigenen Tores. Und wenn mal ein Ball durchrutscht, dann haben wir aktuell eben auch das Glück, das wir so lange nicht hatten. Da kann es schon mal passieren, dass der Gegner den Ball aus drei Metern bis nach Meppen kloppt, anstatt ihn im nahezu leeren Tor unterzubringen. 

Die sechs Minuten Nachspielzeit sind dann nur noch purer Horror. Nachdem dann eine weitere von gefühlt tausenden Flanken vergeblich in unseren Strafraum und von dort ins Toraus segelte, sorgte ein kleines Detail bei mir für Erleichterung. Der Schiri macht absolut gar keine Anstalten, irgendwen wegen eines vermeintlichen Zeitspiels ermahnen zu wollen. Er wird doch nicht? Doch, er wird. Dieser Abpfiff und der dabei aufkommende Jubel sind einfach nur Wahnsinn. Ich würde behaupten, dass mancher Torjubel bei erfolgsverwöhnteren Vereinen nicht annähernd an das herankommt, was sich in diesem Moment im Gästeblock des Max-Morlock-Stadions abgespielt hat. Zur Stimmung danach muss ich wahrscheinlich nicht viel sagen, da es ja schon diverse Videos dazu gibt, die sich wahrscheinlich jeder von euch schon tausendfach angeschaut hat. Ich kann auch nicht wirklich viel dazu sagen, weil es keine Worte gibt, die das angemessen beschreiben würden. Es war einfach unfassbar. Und zur Abwechslung meine ich damit: Unfassbar schön!

Drei Tage danach – Vorfreude statt Anspannung

Es ist so ein unfassbar gutes Gefühl, mit dem sicheren Klassenerhalt in der Hand das letzte Spiel angehen zu können. Die Spielplanpuzzler meinten es gut mit uns und haben uns für diesen letzten Spieltag ein Heimspiel organisiert. Schon seit Wochen ist es quasi unmöglich, für dieses Spiel noch an Karten zu kommen. Um gleich mal die Hoffnung einiger Braunschweiger zu nehmen: Es ist nicht so, dass es für uns um nichts mehr geht. Am Sonntag entscheidet sich nämlich, wer bei der Auslosung des DFB-Pokals in welchem Pott landet. Gut, dass ein vermeintlich leichterer Gegner nicht unbedingt den sicheren Einzug in die zweite Runde bedeuten muss, sollte ja bekannt sein. Dennoch könnte man gerade im Pokal ein bisschen Geld einspielen, das man bei den anstehenden Ausgaben in Sachen Stadion ganz gut gebrauchen kann. Aber das ist schon wieder viel zu viel Grübelei, die am Sonntag eigentlich keine Rolle spielen sollte. Sonntag heißt es dann, einfach nur zu genießen. 

Und sollte es den einen oder anderen geben, der am Sonntag nicht ganz so motiviert ist, dann bleibt einfach nach dem Betreten des Blocks kurz stehen und erinnert euch zurück an die letzten Spiele. Wie wir nach dem Spiel gegen Kiel dort gestanden haben und nur noch kopfschüttelnd und deprimiert in Richtung Spielfeld geschaut haben, weil keiner eine Idee hatte, wie man so überhaupt nochmal irgendein Spiel gewinnen sollte. Dann an das Spiel gegen Fürth, bei dem diese Aufbruchstimmung schon vor dem Spiel zu spüren war und an das letzte Heimspiel gegen Regensburg, bei dem wir nicht mal bis zur letzten Sekunde zittern mussten. Wir haben uns quasi in jedem Heimspiel gesteigert, also warum nicht auch am Sonntag? Wobei eine Steigerung jetzt fast nur noch wäre, dass wir auch noch anfangen, attraktiven Fußball zu spielen. 

Und da schließt sich dann irgendwie auch der Kreis. Oben hab ich erwähnt, dass man aus irgendeinem Grund auf die Idee gekommen ist, attraktiven Fußball spielen zu wollen. Diese Idee hat uns beinahe die 2. Liga gekostet. Und ich bin ehrlich: Wenn wir uns mit Einsatz, Kampf und Leidenschaft in der Liga etablieren, dann scheiss ich gern darauf, wie dieser Ball den Weg ins Tor gefunden hat. Hauptsache, er geht rein und das möglichst oft. Dann können andere gerne mit schönerem Fußball und 80 Prozent Ballbesitz absteigen und wir haben – vor allem finanziell – unsere Ruhe. 

Das soll es von mir erst einmal gewesen sein. Macht euch noch ein paar schöne Tage und dann sucht am Sonntag euer schönstes Trikot raus und genießt einfach die Tatsache, dass wir ein weiteres Jahr in der 2. Liga spielen werden.

Und nicht vergessen: 

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

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